Bielefeld. Die Weihnachtsmesse der Bielefelder Komponistin Barbara Jansen-Ittig, Kantorin an der Stiftskirche in Schildesche, bildete den ersten Höhepunkt beim Weihnachtskonzert am Sonntagabend in der Johanniskirche. Aufgetreten ist der Konzertchor Bielefeld mit der OWL Kammerphilharmonie Minden unter der Leitung von Naoko Grünberg-Sakai.
Bei dieser Messe handelt es sich trotz der konventionellen Harmonik um ein interessant konzipiertes Werk: In mehrere Teile der Messe sind bekannte Weihnachtslieder eingewoben. Dem prächtig-beschwingten „Gloria“ etwa verlieh Solistin Irina Trutneva mit ihrem überragenden Sopran mit der Melodie des Chorals „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ ein perfektes Glanzlicht in der Oberstimme.
Zweiter Höhepunkt des Abends war das bekannte „Oratorio de Noël“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns aus dem Jahr 1858. Da die Orgel – in diesem Fall die prächtige Orgel der Johanniskirche, perfekt in Szene gesetzt von der bereits vielfach ausgezeichneten jungen Organistin Mona Rozdestvenskyte – in diesem Werk eine wichtige Rolle spielt, zog das Ensemble auf die Orgelempore um. Das passt ausgezeichnet zur Verkündigungssituation aus dem Lukasevangelium, mit der Saint-Saëns sein Oratorium beginnen lässt. Das Publikum in der etwa halb gefüllten Kirche musste sich somit um 180 Grad umorientieren, was angesichts der überwiegend mobilen Bestuhlung aber kein Problem war.
Zwar wird der Bezug zu Bach von Saint-Saëns sogar explizit hervorgehoben, das Werk entfaltet aber mit seiner ruhigeren Motivik weniger barocke Pracht, sondern vermittelt eine eher besinnliche Grundstimmung. Das ist wie geschaffen für ein Ensemble, wie es die OWL Kammerphilharmonie Minden darstellt, die unter dem engagierten Dirigat von Naoko Grünberg-Sakai mit ausgewogener Dynamik überzeugte. Auch der sich klanglich gut einfügende Konzertchor war hier hörbar mehr in seinem Element als noch beim a cappella vorgetragenen „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Johann Christoph Friedrich Bach, mit dem das Konzertbegonnen hatte.
Bemerkenswert unter anderem das beschwingte und klangschöne Duo zwischen Sopran (Irina Trutneva) und Bariton (Robin Frindt, eingesprungen für Dieter Goffing) im 5. Satz des Saint-Saëns’schen Oratoriums. Hier war auch erstmals das zauberhafte Harfenspiel von Ulrike Busse klar zu vernehmen, das auch im späteren Trio zwischen Sopran, Bariton und Tenor (sehr präsent: Yoseph Park) im 7. Satz eine wichtige Rolle spielte. Als weitere Solistinnen brillierten Pia Viola Buchert (Alt) – so in der sehr wohlklingend umgesetzten Arie „Expectans, expectavi Dominum“ im 3. Satz – sowie die junge Sängerin Cécile Kretz (Mezzosopran). Fazit: Ein feines Konzert, das begeisterte.